Schon ironisch, dass gerade in eine in vielerlei Hinsicht komplizierte Zeit wie der aktuellen massenhaft Releases aus dem Bereich Post-Hardcore und dem entsprechenden musikalischen Fahrwasser fallen – und gerade von Bands, die bisher noch nicht zu großer Bekanntheit gekommen ist. An dieser Stelle seien vor allem Shakers und Aches erwähnt.
Eine Band, die in eine ähnliche Kerbe schlägt, ist Solace. aus dem schweizerischen Aarau. Die Referenzen reichen (wie bei den vorher genannten Bands) über Touché Amoré bis hin zu Defeater, The Tidal Sleep und wieder zurück. Nichts Neues, könnte man nun meinen. Nicht ganz, denn trotz offensichtlicher Einflüsse klingen die Schweizer auf ihrem Debütalbum „I’ll Be Fine“ und ihrer eigenen Bezeichnung „Atmospheric Hardcore“ deutlich eigenständiger als manch andere Kapelle aus dem Post-Hardcore-Sumpf. Die Songstrukturen sind nicht immer wirklich vorhersehbar, was aber eher eine Stärke der Platte ist. Atmosphärisch trifft es aber insofern besonders gut, weil das Trio sich nicht bloß auf genretypisches Klischeegeschmachte verlässt, sondern auch keine Angst hat, auch mal aus den Grenzen der besagten Spielart auszubrechen. „Black Birds“ zum Beispiel wartet mit einem Part auf, dessen Geknüppel schon fast an Black Metal denken lassen – was in der Tat verdammt gut funktioniert. Auch sonst ist das musikalische Niveau auf „I’ll Be Fine“ wirklich solide und muss sich hinter der (zugegeben der zahlreichen Konkurrenz) nicht verstecken. Insofern kann man das Debüt von Solace. und ihr Gespür für eine gute Atmosphäre sowohl musikalisch als auch bezogen auf den Titel zum Mantra der aktuellen Situation machen.
[DIY 2020]